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Besser-Pitchen (5.): Wenn nur die Ideen zählen – der Tissue-Pitch

Foto: "thinking and results feedback loop" © Marek | Source: www.fotolia.de

Dass ein klassischer Full-Size-Pitch nicht immer der allglückselig machende Weg ist, neue Agenturpartner zu finden, wissen Sie längst, wenn Sie zum Beispiel meinen Beitrag "Besser-Pitchen (1) – Warum es Zeit wird, für ressourcenschonendere Pitch-Alternativen." gelesen haben. 

Manchmal sucht man eigentlich nur nach einer Agentur, die in der Lage ist, Ideen zu entwickeln, die dabei helfen, Kommunikations- oder Geschäftsprobleme clever und auf innovative Weise zu lösen, sogenannte Business-Building-Ideas. Dann dürfte Sie der Tissue-Pitch interessieren, der eigentlich auch einfach Ideen-Pitch heißen könnte (klänge aber längst nicht so spannend).

Heute möchte ich Ihnen hier genau diesen Tissue-Pitch vorstellen, eine einfache und schnelle Methode festzustellen, welche Agentur ideenstark ist und welche eher nicht. Ich werde Ihnen sagen, wie ein Tissue-Pitch funktioniert, beschreiben für wen beziehungsweise für welche Fragestellung der Tissue-Pitch genau die richtige Alternative ist und die wichtigsten Stärken und Schwächen auflisten, damit Sie selbst entscheiden können, ob beziehungsweise wann ein Tissue-Pitch für Sie infrage kommt.

Warum genau der Ideen-Pitch in der Branche auch häufig als „Tissue-Pitch“ bezeichnet wird, möchte ich Ihnen kurz erklären: Der Begriff kommt von der legendären Serviette (Tissue Paper), die als Mini-Flipchart dafür herhalten muss, oft noch jungfräuliche Ideen mal eben schnell beim Essen oder an der Hotelbar zu skizzieren, um den Gesprächs- beziehungsweise Geschäftspartner von der Idee zu überzeugen.

Ein Tissue-Pitch ist immer dann sinnvoll, wenn der Werbungtreibende besonderen Wert legt, auf die konzeptionelle und kreative Kompetenz seiner Agentur und sich zunächst nicht ablenken beziehungsweise blenden lassen möchte, von elaborierten Strategien, eloquenten Präsentatoren und ausgefeilten kreativen Umsetzungen.

Der Tissue-Pitch ermöglicht es Marketingentscheidern, schnell und mit vergleichsweise geringem Aufwand eine größere Anzahl Erfolg versprechender Ideen und Konzepte für ein akutes Business- oder Kommunikationsproblem zu sehen.

Das Gegenstück zum Ideen- oder Tissue-Pitch ist der Strategy-Pitch.


Wie funktioniert der Ideen- oder Tissue-Pitch?

  • Beim Ideen- oder Tissue-Pitch geht es darum, die Innovationskraft und das Kreativpotenzial möglicher Agenturpartner zu beurteilen, ohne sich von ausgefeilten Umsetzungen blenden zu lassen.
     
  • Die Teilnehmer bekommen im Rahmen des Briefings eine Herausforderung beziehungsweise Kommunikationszielsetzung (vielleicht sogar schon die präferierte Kommunikationsstrategie) und sollen möglichst viele alternative Ideen zur Lösung entwickeln.
     
  • Dabei hat es sich als sinnvoll erwiesen, die gewünschte Ausarbeitungstiefe und die Präsentationsmittel präzise zu definieren beziehungsweise zu reglementieren (etwas mehr, als die Serviette darf es natürlich schon sein), um die teilnehmenden Agenturen dabei zu unterstützen, ihre Ressourcen auf die Entwicklung alternativer Ideen, und nicht auf deren ausgefeilte Umsetzung zu konzentrieren.
     
  • Ein Tissue-Pitch lässt sich in der Regel innerhalb von 3 bis 6 Wochen umsetzen (ohne Pre- und Post-Pitch-Phase)

Für wen ist der Tissue-Pitch interessant?

  • Werbungtreibende, die weniger Zeit und Manpower (sowie Budgetmittel) in die Suche nach einem neuen Agenturpartner investieren wollen oder können.

  • Werbungtreibende, die besonderen Wert auf die Fähigkeit künftiger Agenturpartner legen, innovative, kreative Lösungen und Ideen entwickeln zu können beziehungsweise von deren Projectmanagement- und Umsetzungskompetenz ohnehin überzeugt sind.

  • Erfahrene Entscheider, die die nötige Fantasie besitzen, sich die Umsetzungsmöglichkeiten von präsentierten Ideen vorstellen zu können.

Die Stärken und die Schwächen des Tissue-Pitch.

Zunächst die Stärken:

  • Schnellere Entscheidungsfindung, weil man sich den oft zeit- und arbeitsaufwendigen Teil der kreativen Umsetzung von empfohlenen Ideen im Pitch-Prozess spart.

  • Die Agenturen haben keine Chance, mögliche analytische, strategische und konzeptionelle Schwächen durch brillante und verlockende kreative Umsetzungen zu übertünchen.

  • Ressourcenschonender Prozess (Zeit, Geld und Manpower).

Aber es gibt auch Schwächen:

  • Der Tissue-Pitch ist nur etwas für erfahrene, mutige Entscheider, mit großer Vorstellungskraft und hohem Abstraktionsvermögen.

  • Nicht jede scheinbar brillante Idee lässt sich später auch umsetzen, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen.

  • Der Entscheider kann die Umsetzungskompetenz und -fähigkeiten der Bewerber im Tissue-Pitch nicht beurteilen.

In weiteren Beiträgen unter dem Titel "Besser-Pitchen" stelle ich Ihnen folgende alternative Pitch-Formen vor:


Wenn Sie das Konzept des Tissue-Pitch interessant finden, und Unterstützung benötigen, Ihren ersten Tissue-Pitch professionell umzusetzen, machen Sie doch einfach mal einen Termin beim New Business Doctor und der kritzelt Ihnen dann sehr gerne die eine oder andere Serviette voll.


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