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Besser-Pitchen (8): Auf Distanz pitchen lassen: Der RFP-Pitch

Foto: "Medical Health Worker in Protective Clothing" | Datei: #73930831 | Urheber: igor | Source: www.fotolia.com

Dass ein klassischer Full-Size-Pitch nicht immer der Königsweg zum neuen Agenturpartner sein muss, wissen Sie längst, wenn Sie zum Beispiel meinen Beitrag "Besser-Pitchen (1) – Warum es Zeit wird, für ressourcenschonendere Pitch-Alternativen." gelesen haben. 

Der Request-for-Proposal-Pitch (RFP-Pitch) ist ein sehr komprimierter aber auch verdammt schneller und effizienter Weg, einen neuen Agenturpartner zu selektieren. Bei mehrstufigen Pitches kann er auch als Vorstufe genutzt werden, um die finale Shortlist zusammenzustellen. Der RFP-Pitch eignet sich besonders für Werbungtreibende, die wenig Zeit haben, zunächst wenig Ressourcen durch den Pitch-Prozess binden möchten und denen ein erster Eindruck über die Problemlösungskompetenz potenzieller Agenturpartner ausreicht, um weitere Entscheidungen treffen zu können.

Genau diesen RFP-Pitch möchte ich Ihnen heute hier vorstellen, eine einfache und schnelle Methode herauszufinden, welcher potenzieller Agenturpartner Ihre spezifischen Herausforderungen am besten versteht und analytisch-strategisch stark ist und welcher eher nicht. Ich werde Ihnen sagen, wie ein RFP-Pitch funktioniert, beschreiben für wen beziehungsweise für welche Fragestellung der RFP-Pitch genau die richtige Alternative ist und die wichtigsten Stärken und Schwächen auflisten, damit Sie selbst entscheiden können, ob beziehungsweise wann ein RFP-Pitch für Sie infrage kommt.


Wie der RFP-Pitch funktioniert:

  • Beim RFP-Pitch versendet der Werbungtreibende einen sogenannten Request-for-Proposal (RFP) an eine Auswahl infrage kommender Agenturen, die er selbstverständlich vorher kontaktiert und deren Interesse an einer Teilnahme er vorab grundsätzlich abgeklärt hat.
     
  • Die Aufgabenstellung, die Ausgangssituation sowie die Rahmenbedingungen (wie Deadline der Einreichung und gewünschter Umfang beziehungsweise Ausarbeitungstiefe des Dokuments) müssen präzise formuliert, die Aufgabe sollte überschaubar sein.  
     
  • Die Agenturen bekommen dann in der Regel ca. 14 Tage Zeit, schriftlich eine begründete Empfehlung für die Lösung einzureichen; entweder als reine strategische Empfehlung oder inklusive Ideenansätzen für die Umsetzung (siehe auch „Tissue-Pitch“).
     
  • Persönliche Meetings (z. B. für Re-Briefings oder die Präsentation der Empfehlung) sind in der Regel hier aus Konzept- und Effizienzgründen gar nicht erst vorgesehen.
     
  • Ein RFP-Pitch lässt sich in der Regel innerhalb von 3 bis 6 Wochen umsetzen (natürlich ohne Pre- und Post-Pitch-Phase).

Für wen der RFP-Pitch geeignet ist:

  • Werbungtreibende, die möglichst wenig Zeit und Manpower (sowie Budgetmittel) in die Suche nach einem neuen Agenturpartner investieren wollen oder können.
     
  • Werbetreibende, die die nötige Fantasie und Erfahrung besitzen, wirklich herausragende strategische Ansätze beziehungsweise Ideen und deren Potenzial zu erkennen, ohne erst konkrete Umsetzungsvorschläge sehen zu müssen.
     
  • Werbungtreibende, die besonderen Wert auf die analytisch-strategischen Fähigkeiten eines künftigen Agenturpartners legen beziehungsweise von dessen Kreativ- und Umsetzungsqualitäten ohnehin schon ausreichend überzeugt sind.

Die Stärken und Schwächen eines RFP-Pitch:

Zunächst die Stärken:

  • Relativ geringer Ressourceneinsatz für alle Beteiligten.
     
  • Die Beurteilung der Lösungskompetenz wird nicht durch zum Beispiel „Chemie“-Faktoren, wie beispielsweise eloquentes Auftreten des Beraters beeinflusst.
     
  • Der überschaubare Aufwand für die Agenturen steigert die Teilnahmebereitschaft potenziell interessanter Agenturen. An einem RFP-Pitch beteiligen sich in der Regel selbst diejenigen Agenturen, die den Aufwand eines klassischen Full-Size-Pitch ansonsten scheuen.
     
  • Für ein Proposal wird in der Regel kein Pitch-Honorar erwartet.
     
  • Der Pitch-Prozess kann gegenüber einem klassischen Pitch dramatisch verkürzt, Entscheidungen schneller getroffen werden.

Und nun noch die Schwächen:

  • Es besteht in der Regel kaum die Möglichkeit, auch die Softfaktoren einer Agenturentscheidung („Chemie“, Teamspirit, Kultur etc.) adäquat beurteilen zu können.
     
  • Gefahr, dass sich Teilnehmer für den Proposal, durch zum Beispiel externe Freelancer verstärken, deren Kompetenz dann später bei einer Zusammenarbeit möglicherweise nicht mehr zur Verfügung steht.
     
  • Nicht jede scheinbar brillante Strategie beziehungsweise Idee lässt sich später auch umsetzen, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen.

In weiteren Beiträgen hier auf meinem Blog stelle ich Ihnen gerne noch folgende alternative Pitch-Formen vor:


Ein Proposal bekommen Sie jederzeit auch sehr gerne vom New Business Doctor, zum Beispiel dafür, wie Sie Ihren ersten RFP-Pitch möglichst effizient und professionell gestalten oder welche Agenturen hierfür potenziell infrage kommen.


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